Dr. Doom Nouriel Roubini: So tief kann es während der bevorstehenden Rezession am Aktienmarkt abwärts gehen
Nouriel Roubini, auch bekannt unter dem wenig schmeichelhaften Namen "Dr. Doom", fällt regelmäßig mit pessimistischen Prognosen auf. Diesem Ruf blieb er auch jüngst wieder treu, als er den USA eine Rezession voraussagte - und einen starken Abfall des US-Aktienmarkts.
• Nouriel Roubini sagt Rezession voraus - "harte Landung" unvermeidlich
• Anleihemärkte senden Alarmsignale
• Kreditmärkte dürften als erstes von Krise betroffen sein
Dr. Nouriel Roubini hat sich über Jahre mit zahlreichen bearishen Aussagen einen Ruf als notorischer Schwarzseher aufgebaut. So warnte "Dr. Doom" erst kürzlich in der Bloomberg-Sendung "Bloomberg Surveillance Early Edition" gegenüber Moderatorin Francine Lacqua, dass den USA eine Rezession bevorstehen dürfte. Diesmal steht der Wirtschaftsexperte mit seiner Einschätzung jedoch nicht alleine da, auch zahlreiche andere Marktbeobachter preisen aufgrund verschiedener Faktoren einen Wirtschaftsabschwung ein.
Toxische Mischung zwischen hoher Inflation und niedriger Arbeitslosigkeit
Einer dieser Faktoren ist die Inversion der Zinskurve für US-Staatsanleihen mit zehnjähriger und zweijähriger Laufzeit, die in den letzten Monaten bereits mehrmals zu sehen war. Eine inverse Zinskurve gilt unter Beobachtern als Hinweis auf eine bevorstehende Rezession. Allerdings gibt Roubini gegenüber Lacqua zu bedenken, dass eine solche Kurve zwar ein nützlicher Indikator sei, jedoch nicht immer auch zuverlässig eine Rezession nach sich ziehe. Was ihn jedoch dennoch davon überzeuge, dass ein Abschwung tatsächlich bevorstehe, sei ein Blick auf die Inflation und die Arbeitslosenrate: "In den letzten 60 Jahren in der Geschichte der USA gab es nie den Fall, dass eine Inflation von mehr als 5 Prozent (aktuell bei 7,7), eine Arbeitslosigkeit von unter 5 Prozent (aktuell bei 3,7) und eine Fed, die beginnt die Leitzinsen zu erhöhen, zu einer ‚weichen Landung‘ führte. In jedem Fall kommt es zu einer ‚harten Landung‘."
Eine "harte Landung" meint im Wirtschaftsjargon den Fall, dass die US-Notenbank durch das Erhöhen der Zinsen versucht die ausufernde Inflation einzudämmen, dabei jedoch das Wirtschaftswachstum abwürgt und somit eine Rezession herbeiführt.
Anleihemärkte senden Warnsignale
Schon jetzt gäbe es an den Anleihemärkten erste Signale, die eine Rezession ankündigen. So würden beispielsweise die Credit Spreads für High Yield-Bonds bereits deutlich ansteigen, der US-Markt für Leveraged Loans sowie der für Collateralized Loan Obligations (CLOs) würden Anzeichen eines Rückgangs zeigen, "die Exzesse, die nicht im Banksystem, sondern im Schattenbankensystem stattgefunden haben, wie Privatschulden, CLOs, Leveraged Loans, Fallen Angels, High Yields, diese Dinge zeigen mit der Zeit immer mehr Stresssignale."
Auf die Frage Lacquas, welcher Bereich als erstes noch vor Ablauf des Jahres zusammenbrechen könnte, verweist Roubini auf die Kreditmärkte. Auf diesen Aspekt ist Nouriel Roubini bereits Anfang Dezember in einem Beitrag für Project Syndicate mit dem Titel "Der unvermeidbare Crash" eingegangen. So heißt es darin: "Nach Jahren ultralockerer Fiskal-, Geld- und Kreditpolitik und dem Einsetzen größerer negativer Angebotsschocks drückt nun der Druck der Stagflation auf einen massiven Schuldenberg des öffentlichen und privaten Sektors." Was folgen werde, sei "die Mutter aller Wirtschaftskrisen und es gibt wenig, das politische Entscheidungsträger dagegen werden tun können", so der Wirtschaftskenner in dem Artikel.
"Zombie-Unternehmen" werden zugrunde gehen
So hätte das exzessive Verleihen von Geld zu extrem günstigen Konditionen dazu geführt, dass "insolvente Zombie-Unternehmen" schon während der Finanzkrise 2008 sowie im Zuge des Einbruchs durch die Corona-Pandemie künstlich am Leben gehalten worden wären. Nun, da Leitzinsen und Inflation steigen, sieht es sehr schlecht für eben jene "Zombies" aus: "Dasselbe gilt für anfällige und überschuldete Unternehmen, Finanzinstitute und Regierungen: Sie sind gleichzeitig mit stark steigenden Kreditkosten, sinkenden Einkommen und Einnahmen und sinkenden Vermögenswerten konfrontiert."
So viel Abwärtspotenzial gibt es noch am Aktienmarkt
Wie Roubini im Interview mit Bloomberg erklärt, könne sich dieser Stress am Kreditmarkt auch auf die Aktienmärkte auswirken: "Wenn wir etwas Schwereres als eine kurze und flache Rezession haben, aber nicht so schwerwiegend wie die globale Finanzkrise, haben Sie möglicherweise weitere 25 % Abwärtspotenzial an den Märkten", wobei sich diese Prognose auf den marktbreiten US-Index S&P 500 bezieht. Ob Dr. Doom mit seiner Einschätzung Recht behalten wird, bleibt abzuwarten.
Redaktion finanzen.net
Weitere News
Bildquellen: Vivien Killilea/Getty Images for Berggruen Inst., BEST-BACKGROUNDS / Shutterstock.com